Goldgewand - Mechtild Böger & Fotos - Michael Wendt

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  • Vom Goldgrund zum Goldgewand

    Der so genannte Oberlichtsaal beherbergt einen repräsentativen Querschnitt durch die christliche Kunst des Spätmittelalters und der Renaissance. Die Tafelmalerei dieser Zeit bevorzugte Holz als Bildträger und Blattgold diente als charakteristischer Bildhintergrund. Die Farbe Gold spielt auch in der Arbeit Goldgewand von Mechtild Böger eine wichtige Rolle.
    Ein goldenes Gewand ist normalerweise Symbol für Reichtum, Luxus und Prunk. Wenn dieses Kleid allerdings aus Steckteilen eines Spielzeugs, den Knüpferlis, zusammengesetzt ist, sind diese Assoziationen hinfällig.
    Die Form des aus ca. 3.800 Einzelbausteinen bestehenden Kleides entspricht historischen Vorbildern aus dem Barock; die typische enge Taille und die glockenförmige Kontur ab der Hüfte sind nachempfunden. Wiederum tut sich eine Diskrepanz auf: Der Prunk des Barock lebt von der Präsentation feiner, kostbarer Stoffe während dieses Kleid aus Kunststoffteilen besteht. Nichtsdestotrotz ist die Herstellung des Kleides ähnlich aufwändig wie das Fertigen eines handgenähten Kleidungsstücks.

  • In einem zweiten Schritt geht es um die Inszenierung des Kleides. Die Künstlerin, nun als Kleidträgerin, suchte dafür historische Orte auf. Das Museum im Roslius-Haus diente ihr als einer der Schauplätze. Hier ließ sie sich zwischen den mittelalterlichen Kunstwerken ablichten, wie die Fotografien über der Truhe zeigen. Ein kurioses Wechselspiel zwischen historisch und gegenwärtig, real und surreal entsteht und wie die Kunst das Material vereinnahmt hat, so tut es das Kleid mit diesem Ort.
    Die drei Gemälde der stillenden Mutter Gottes (Maria lactans) sowie zwei Holzskulpturen, die Maria mit dem Jesuskind darstellen, hängen im Rahmen der Ausstellung im benachbarten Paula Modersohn-Becker Museum und werden dort mit modernen und zeitgenössischen Mutter-Kind-Darstellungen konfrontiert.
    Text von Verena Borgmann